Effectuation: Es geht mehr, als du denkst!

Pastoral der Zukunft: Eine Exkursion ins Ungewisse

Datum:
Fr. 2. Juli 2021
Von:
Christoph Rüdesheim

Kennen Sie das auch?

  • Sie haben eine Idee, aber Sie wissen nicht, ob und wie Sie diese umsetzen können.

  • Sie sehen einen Bedarf oder ein Problem, das es wert ist, aufgegriffen zu werden, fürchten aber, damit allein da zu stehen.

    Obwohl auch bei Kirche agiles und innovatives Arbeiten gefordert wird, prägen Zeitmangel, eingefahrene Arbeitsweisen, Widerstände und Bedenken das Handeln. Gleichzeitig ist das Umfeld im Wandel, so dass die Zukunft ungewiss erscheint und es nahezu unmöglich ist, für neue Projekte sichere Erfolgsprognosen zu geben.

    Anstelle jedoch den Kopf in den Sand zu stecken und auf ruhigere, sicherere Zeiten zu warten, können Sie mit Effectuation schon heute aktiv die Zukunft gestalten:

Effectuation – schon wieder so eine neumodische Methode?

Nein: Effectuation ist so alt wie die Menschheit selbst. Es ist eine Entscheidungslogik, zu der Menschen immer dann greifen, wenn sie spontan agieren wollen oder müssen, wenn die Rahmenbedingungen nicht klar sind oder die Informationen fehlen, um den Erfolg berechnen zu können.

Effectuation ist die Entscheidungs-Logik, die

      • in der Zeit des Neuanfangs oder Aufbruchs, des Risikos, der Unsicherheit und Ungewissheit,

      • ohne feste Strukturen und klare Rahmenbedingungen

      • ohne lange Planungsprozesse

zum Handeln führt, um Erfahrungen und Erfolge zu sammeln.

Effectuation wurde von Saras D. Sarasvathy, der University of Virginia im Rahmen ihrer Promotion entwickelt. In ihrer Forschung untersuchte Sarasvathy, wie erfolgreiche Manager und Unternehmensgründer arbeiten. Mit dem Begriff „Effectuation“ hat sie damit der längst gelebten Praxis ein wissenschaftliches Fundament gegeben.

Im deutschsprachigen Raum wurde der Ansatz 2013 durch das Buch von Michael Faschingsbauer „Effectuation – Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln“ bekannt.

 

Grundlagen

Effectuation besteht aus 4 Prinzipien, die während des Projektverlaufs angwandt werden und durch die das Vorhaben gesteuert wird:

1. Partnerschaften: die Kraft der Begeisterung

Kommunikation ist ein zentrales Element von Effectuation. Zu Beginn gilt es, die Idee oder das Vorhaben möglichst breit ins Gespräch zu bringen. Neben Gesprächen mit Kolleg*innen, Bekannten im Freundeskreis sollten zufällige Begegnungen genutzt sowie gezielt Kontakt mit möglichen Zielgruppen, Kritikern etc. gesucht werden. Ziel der Gespräche ist

  • Rückmeldungen und Einschätzungen zu bekommen
  • Die Gesprächspartner*innen zum Weiter-Denken anzuregen
  • Menschen für die Idee/das Vorhaben zu begeistern und dadurch Partner zu finden, mit denen die Idee/das Vorhaben konkretisiert und umgesetzt wird

2. Vorhandene Mittel: der eigene Handlungsspielraum

Statt zu Beginn ein konkretes Ziel zu definieren und eine Liste der notwendigen Mittel zu erstellen, nutzt Effectuation die bereits vorhandene Mittel, also die Fähigkeiten, vorhandenen Ressourcen und persönlichen Kontakte aller Beteiligten. Auf Grundlage dieser Mittel und der grundlegenden Idee werden nun im Team die verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten gesammelt und Prioritäten festgelegt.

 

3. Vereinbarung des leistbaren Verlusts senkt die Hemmschwelle

Nachdem die Entscheidung für eine Umsetzungsmöglichkeit getroffen wurde, werden im Team das kon-krete Vorgehen und die Etappenziele festgelegt. Mit den Etappenzielen vereinbart das Team die Zeitpunkte, zu denen die Entwicklung überprüft und gegebenenfalls Änderungen vorgenommen werden. Mit den Etappenzielen wird auch der Umfang der Mittel (Zeit, Geld, Engagement,...) festgelegt, die für die Erreichung des Ziels verwendet werden dürfen und im Fall des Scheiterns verloren sind. Durch diesen „Leistbaren Verlust“ wird das Risiko limitiert und die Hemmschwelle zu Handeln gesenkt.

 

4. Umstände und Zufälle bergen Chancen

Sich ändernde Umstände und Zufälle irritieren. Deshalb wird bei vielen Vorhaben wird im Vorfeld versucht, sie auszuschließen, dabei bergen sie Chancen oder wichtige Informationen. In der Arbeit mit Effectuation gehören sie jedoch als wichtige Elemente dazu. Ihr Einfluss wird mit Blick auf das Vorhaben analysiert und genutzt. Der wache Blick auf die Entwicklungen im Umfeld des eigenen Vorhabens ermöglicht dem Team, rechtzeitig Probleme und Hürden zu erkennen, Chancen zu nutzen und so das Vorhaben an die reallen Bedingungen anzupassen.

 

Effectuation: Es geht mehr als du denkst

Die Prinzipien von Effectuation beinhalten nicht nur bestimmte Vorgehensweisen, sie beschreiben auch eine Haltung:

Ideengeber wissen, dass alle Menschen Fähigkeiten, Wissen und Ressourcen haben, die für das eigene Vorhaben wichtig und hilfreich sind. Durch die Einbindung werden diese Potentiale der Menschen vor Ort gehoben, wertgeschätzt und nutzbar gemacht. Bei den Beteiligten entstehen dabei Interesse, Identifikation und die Bereitschaft, mitzuwirken.

Die Arbeit mit vorhandenen Ressourcen und Netzwerken sowie der bewussten Entscheidung über das Risiko schafft mehr als direkte Handlungsfähigkeit. Sie aktiviert bei den Beteiligten die Bereitschaft, eigene Kontakte zu aktivieren, um die Handlungsspielräume zu erweitern. Neben der persönlichen Verantwortung, die sie übernehmen, sorgen die Partner auch dafür, dass das Vorhaben im Gespräch bleibt. Hierdurch erhalten sie viele hilfreiche Informationen, die für den Erfolg maßgeblich sind.

Durch die Interaktion mit den Partnern, dem Umfeld und der Zielgruppe entwickelt sich eine eigene Dynamik. So entsteht durch die positive Erfahrung, aus eigener Kraft etwas erreicht zu haben, eine kreative Atmosphäre, in der weitere Ideen angestoßen werden.

Die Realität zeigt: Es ist viel mehr möglich, als man denkt!

 

Dorothea Lubahn | Effectuation-Trainerin | Bergstraße 12 | 82024 Taufkirchen bei München

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